Stop, Point, Pose, Snap

Ausstellung01. 07. 2016

kuratiert von Stefan Wykydal und Titania Seidl

Ausstellungdauer: 01. Juli 2016 – 15. Juli 2016
Alte Post, Dominikanerbastei 11, 1010 Wien

In Zeiten enorm beschleunigter, digitaler Bildproduktion und deren Verfügbarkeit entstehen momentan malerische Positionen, die Fragen von AutorInnenschaft, Authentizität, Spur und Markierung neuerlich thematisieren.

Vor ungefähr hundert Jahren waren es neue Medien wie Fotografie und Film, die eine Hinwendung zu Primitivismus, Outsider-Art und anderen Chiffren für Authentizität und Universalität bewirkten.

Die repräsentativen Aufgaben der Malerei wurden teilweise von neueren Medien abgelöst. Malerei beschäftigte sich in der Folge mit einer Kondensation von allem, was lebendiger und authentischer wirken sollte, als die neuen, technisch reproduzierbaren Bildwelten.

Seit den 1960er Jahren definierten sich relevante malerische Praktiken über die Entlarvung der Konstrukte einer massenmedial geprägten Konsumkultur. AutorInnenschaft wurde problematisiert. Die malerische Geste wurde immer mehr zum regressiven Code eines männlich dominierten, kommerzialisierten Geniebegriffs.

Heute zeigen individuelle, visuelle Grammatiken in der Malerei eine markante Profilierung gegenüber posthumanen, digitalen Welten.

Aus dem Dialog bzw. der Reibefläche mit neuen Medien kommt es in Zeiten einer neuerlichen medialen Revolution also wiederum zur Verhandlung eines menschlichen Maßstabs. Deskilling, Appropriation, Dekonstruktion, Fragmentierung und Expression sind, unter anderen, die Mittel einer Generation

von ProsumentInnen, um auf die auf das Milliardenfache angestiegene Bildproduktion zu reagieren und sich diese zu unterschiedlichsten Zwecken malerisch verfügbar zu machen.

Nicht nur Populärkulturen und alles, was an neueren Zeichensprachen entstanden ist, auch die jüngere Kunstgeschichte und deren gestalterische Strategien, werden als offenes Archiv betrachtet. Malerei scheint sich dabei wieder vermehrt auf Grund ihrer medienspezifischen Qualitäten zu legitimieren. Aber das stets in enger, dialogischer Abhängigkeit gegenüber dem vervielfältigten Bild, und nicht ohne die zugewiesene Rolle in Bezug auf gesteigerte Authentizität hin bewusst zu reflektieren. Malerei kann dabei auch als jede Art von Spur definiert werden, die SchöpferInnentum suggeriert, auch wenn mit digitalen Mitteln gearbeitet wird.

In Konkurrenz zu anderen Medien trägt solche Malerei dazu bei, unsere immer mehr von Kommodifizierung, Kontrolle und Vereinheitlichung geprägte Realität nicht nur zu kommentieren, sondern zu rekonfigurieren.

(Text: Stefan Wykydal)

Fotos: Peter Kainz, Max Freund